KiTa-Leitung

Um die KiTa-Leitungen in ihrem Alltag und als Führungskraft zu stärken und zu unterstützen, wurden im Rahmen der Modernisierungsstrategie einige Neuerungen angestoßen. Es wurde die dringende Notwendigkeit einer effizienteren Führung der Kindertageseinrichtungen als bedeutender Handlungsbedarf identifiziert. Daraus ergibt sich, dass den KiTa-Leitungen im Zuge des Projektes KiTa 4.0 mehr Verantwortung übertragen wird. Die Führungskräfte erhalten fortan einen größeren Budgetrahmen und mehr Budgetverantwortung sowie mehr Entscheidungsspielraum bei Personal- und Sachentscheidungen.

Wie sich diese Neuerungen auf den KiTa-Alltag auswirken, erzählen Pia Kuhnke und Bettina Höhner in unserem Interview.

Pia Kuhnke ist 36 Jahre alt und seit sieben Jahren KiTa-Leitung des Familienzentrums St. Mariä Himmelfahrt in Essen. Bettina Höhner ist 39 Jahre alt und seit drei Jahren KiTa- und Gruppenleitung in der Kindertageseinrichtung St. Bonifatius in Bottrop.

Mit Beginn des KiTa-Jahres 2018/19 haben Sie mehr Verantwortung erhalten. Wie zeigt sich das?
Höhner:
Ein ganz konkretes Beispiel aus meinem Alltag ist die Verkabelung für das WLAN in unserer Einrichtung: Ich habe Kostenvoranschläge eingeholt und konnte dann selber entscheiden, welche Firma ich nehme. Das wäre vorher ein viel größerer Aufwand gewesen. Jetzt konnte ich der Firma schnell eine Zusage erteilen. Innerhalb von einer Woche war das Thema erledigt.
Kuhnke:
Ich finde, die zusätzlichen Klausurtage bringen die KiTas in ihrer pädagogischen Arbeit und konzeptionellen Ausrichtung weiter. Ich habe die Möglichkeit, externe Referenten einzuladen oder den Klausurtag alleine zu gestalten. Auch die Themenwahl liegt in meiner Hand. Natürlich sind bestimmte Themen gesetzt und ich halte Rücksprache mit der Gebietsleitung, aber nichtsdestotrotz kann ich entscheiden, was gerade für mein Team besondere Priorität hat und bearbeitet werden muss.

Wie empfinden Sie die größere Verantwortung?
Höhner:
Natürlich ist man erstmal vorsichtig. Ich glaube, das waren wir alle. Aber wir hätten ja alle nicht die Position, wenn wir nicht wollen würden – und schließlich können wir es auch. Zu Hause entscheide ich genauso, welchen Handwerker ich nehme.
Kuhnke:
Das ist die Unsicherheit in der Übergangsphase: „Ist das jetzt etwas, was ich alleine entscheiden darf, oder etwas, das ich noch mal absprechen muss?“ Diese Unsicherheit nimmt aber stetig ab. Man tastet sich peu à peu heran und bekommt bei Bedarf eine gute Rückendeckung und Unterstützung von Seiten der Gebietsleitungen.

Welche Auswirkungen haben die Veränderungen auf Ihr Team?
Kuhnke:
Ich informiere das Team regelmäßig nach Dienstbesprechungen und Führungskonferenzen. Seit diesem Jahr besucht die Gebietsleitung ebenfalls unsere Teamsitzungen. So haben die Kolleginnen auch einen persönlichen Kontakt. Außerdem bekommt das Team mit, dass die Kommunikationswege kürzer sind.

Sie sprechen die neue Struktur der Gebietsleitungen an. Inwiefern haben die Veränderungen Auswirkungen auf Ihren Alltag?
Höhner:
Wichtig finde ich, wie schon angesprochen, dass wir unsere Gebietsleiter viel öfter sehen. Jeden Monat. Das war vorher nicht gegeben. Das sind ja jetzt richtige Dienst- und Fallbesprechungen, die wir mit den Gebietsleitungen haben und nicht nur Organisation. Wir können uns mittlerweile mehr über Fachliches austauschen und erhalten dadurch mehr Input für den Alltag. Manchmal ist man ja so fest in seiner Arbeit und Vorgehensweise drin, da ist es gut zu hören: „So kannst du es auch machen.“
Kuhnke:
Jede Dienstbesprechung steht für ein bestimmtes Thema, zum Beispiel Medienkodex oder Beschwerdemanagement. Wir haben mittlerweile Zeit, uns intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen. Und die Gebietsleitungen können ggf. Unsicherheiten klären und Hilfestellungen geben. Oder wenn es zu Schwierigkeiten im Team kommt, steht die Gebietsleitung zeitnah als Ansprechperson zur Verfügung. Ebenso bei sensiblen Elterngesprächen. Das wäre früher auf Grund der zu betreuenden Masse an Einrichtungen aus Zeitmangel gar nicht möglich gewesen.

Ziel war es, die KiTa-Leitungen zu stärken. Ein positiver Nebeneffekt ist die Vernetzung untereinander, sagen Sie. Inwiefern?
Höhner:
Das ist tatsächlich eine ganz neue Denkweise: Früher hat jede KiTa für sich gearbeitet und hat das auch nicht unbedingt preisgegeben. Und jetzt ist das anders. Der Austausch ist einfach intensiver geworden – qualitativ und quantitativ. Früher haben wir uns vielleicht alle drei Monate gesehen und jetzt einmal im Monat.
Kuhnke:
In dem Zusammenhang möchte ich die Entwicklung der Kompetenzteams hervorheben. Zu verschiedenen Bereichen – KiTaPLUS, Little Bird, Kinderschutz etc. – hat man seine Ansprechpartner in den Pfarreien. Man weiß, wen man anrufen kann, wenn Probleme oder Nachfragen zu bestimmten Themenbereichen auftauchen. Eine weitere Arbeitserleichterung ist die jährliche, vierstündige Schulung im Rahmen des Kinderschutzes für die neuen Mitarbeitenden, die jetzt pfarreiübergreifend stattfindet. Auch gibt es unter den Kolleginnen der verschiedenen KiTas mehr Austausch und Kontakt.